Leben mit COPD – Therapie und Behandlung der Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung

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Viele COPD Erkrankungen bleiben unentdeckt: Doch Forscher machen Fortschritte bei der Früherkennung

Derzeit bleiben etwa 70 % der COPD-Fälle unentdeckt, hauptsächlich weil der Referenztest, die Spirometrie, auf die gesamte Bevölkerungsgruppe hin betrachtet nur schwer bis unmöglich durchführbar ist. Daraus resultieren verspätete Diagnosen und ein in vielen Fällen deutlich verzögerter Behandlungsbeginn mit geeigneten Therapiemaßnahmen, welche den Fortschritt der COPD Erkrankung in frühen GOLD Stadien stark bremsen könnten.

Es ist daher ein seit langem in der medizinischen Fachwelt gehegter Wunsch, neue Methoden zur Früherkennung von COPD zur Hand zu haben. Hier könnte jetzt nach bereits vielversprechenden Studien in der Vergangenheit ein Durchbruch gelungen sein, der vielen Menschen schwere Folgeschäden einer ungebremst fortschreitenden COPD ersparen oder diese zumindest lindern könnte.

In der kürzlich durchgeführten Studie, die vom Hospital del Mar in Katalonien in Kooperation mit dessen Forschungsinstitut geleitet wurde und an der mehrere weitere führende Kliniken des Landes beteiligt waren, hat gezeigt, dass Menschen mit COPD veränderte Konzentrationen von 10 miteinander in Relation stehenden Metaboliten im Blut aufweisen.

Die gezielte Suche nach diesen Biomarkern könnte es ermöglichen, Menschen bei Blutuntersuchungen und erweiterten großen Blutbildern auf breiter Basis zu testen und damit zu einer großflächigen frühzeitigen Erkennung von COPD-gefährdeten Personen einzusetzen. Als alleiniges Diagnosemerkmal sind diese Marker scheinbar nicht geeignet, dennoch könnte man Risikopatienten damit zu weitergehenden, spezifischeren Untersuchungen, weiterleiten.

Die Studie umfasste 91 COPD-Patienten und 91 gesunde Kontrollpersonen, deren Blutproben mittels Massenspektrometrie analysiert wurden und in deren Verlauf 360 Moleküle identifiziert wurden die von Relevanz sein könnten. Davon wurden rund 50 als besonders erkannt und weiter eingegrenzt.So konnten die Forschenden eine Kombination von zehn Metaboliten einkreisen, die COPD-Patienten mit der größtmöglichen Genauigkeit von Gesunden Menschen differenziert.

Die erwähnten Metaboliten zeigten eine hohe Sensitivität und eine Spezifität die in mehr als 9 von 10 Fällen richtig lag bei der Abgrenzung von COPD-Erkrankten zu den nicht erkrankten Menschen aus der Kontrollgruppe. Die Moleküle stehen im Zusammenhang mit dem Energiestoffwechsel, was Symptome wie Müdigkeit und körperliche Einschränkungen bei COPD erklären könnte, sowie mit dem Lipidstoffwechsel, der mit häufigen kardiovaskulären Begleiterkrankungen in Verbindung stehen könnte.

Da diese Biomarker durch eine einfache Blutuntersuchung nachweisbar sind, könnte dies einen richtungsweisenden Fortschritt in der flächendeckenden Diagnose von COPD, insbesondere in deren Frühstadien ermöglichen. Weitere Untersuchungen mit größerem Umfang werden zeigen müssen ob diese Form der Diagnostik eine Lanze brechen könnte in der frühzeitlichen Diagnose von COPD Gold I und COPD Gold II, also gerade den Stadien nach COPD Gold, die bei vielen Patienten noch keine oder nur mäßige Symptome hervorrufen und deshalb oft undiagnostiziert bleiben.

Es ist spannend, wie schnell die Forschung hier weitere Fortschritte machen wird, die das Potential haben, die Lebensqualität vieler künftiger COPD Patienten zu erhalten.

P2×7 Rezeptor könnte Durchbruch bei Nano-Medikamenten bringen

Nanopartikel, die gezielt Wirkstoffe in die feinen Verästelungen der Lungenblutgefäße transportieren, gelten als vielversprechende Option zur Behandlung von Lungenkrankheiten.

„Trotz des potenziellen Nutzens von Nanomedikamenten, die auf die Lunge abzielen, besteht nach wie vor das Risiko unbeabsichtigter Nebenwirkungen, wie es bei unfreiwillig eingeatmeten Nanopartikeln der Fall ist.“ (Quelle).

Diese können auch Entzündungen in den Blutgefäßen auslösen. Ein Forschungsteam hat nun herausgefunden, wie diese Entzündungsreaktionen entstehen, um sie in Zukunft zu verhindern.

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrum München haben mithilfe moderner bildgebender Verfahren an Mäusen untersucht, wie sich Nanopartikel und Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Bereich der Alveolen, die am Gasaustausch beteiligt sind, verhalten.

Mit der Intravitalmikroskopie konnten sie die Auswirkungen der Nanoteilchen in Echtzeit beobachten. Dabei sahen sie, wie die Partikel mit den Blutgefäßen der Lunge interagierten und eine Immunreaktion auslösten.

Dabei wurde ein sogenannter Schlüsselrezeptor, der für die Entzündungsreaktion verantwortlich ist, identifiziert: Es handelt sich dabei um den P2×7-Rezeptor. Dieser Rezeptor aktiviert die Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, sobald Nanopartikel vorhanden sind. Diese Zellen ziehen dann Immunzellen an, was eine natürliche Reaktion des Körpers auf Fremdkörper darstellt.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Hemmung von P2 × 7R vielversprechend ist, um die durch Neutrophile verursachte vaskuläre Entzündung zu mildern und die normale Funktion der Neutrophilen teilweise wiederherzustellen. Dies stellt einen potenziellen therapeutischen Weg dar, um die nachteiligen Auswirkungen von Neutrophilen auf die pulmonale Mikrozirkulation und Entzündung zu lindern.

Das Verständnis des Mechanismus, der zur Entstehung der Entzündungsreaktion führt, bietet nun Ansatzpunkte zur Entwicklung sicherer Nano-Medikamente.

Von der Marktreife sind bisherige Verfahren jedoch noch weit entfernt. Gerade bei COPD Patienten die von leicht entzündlichem Lungengewebe betroffen sind und immer wieder mit Entzündungsreaktionen zu kämpfen haben, könnten durch Nanopartikel ausgelöste Entzündungen zu schweren Exazerbationen und einer weiteren Verschlechterung des Allgemeinzustands führen.