Leben mit COPD – Therapie und Behandlung der Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung

Nikotinersatz

Nikotinersatz sinnvoll? Ist die Nikotinersatztherapie schädlich?

Der Großteil der zum Thema Nikotinersatzpräparate durchgeführten Studien kam zum Ergebnis das NRTs dabei helfen mit dem Rauchen aufzuhören, sofern der Nutzer auch wirklich mit dem Rauchen aufhören möchte. Man kann diese Präparate also nur als ein Hilfsmittel, nicht aber als Allheilmittel betrachten. Sofern der notwendige Wille zum aufhören da ist können die Nikotinersatzpräparate wie beispielsweise Nikotinpflaster, Nikotinpastillen oder Nikotinkaugummis) dabei helfen, das akute Verlangen nach einer Zigarette bzw. des darin enthaltenen Nikotins zu unterbinden oder zumindest zu abzuschwächen.

Die Wirksamkeit in den unterschiedlichen Studien ging dabei hinauf bis zu Faktor 2. Das entspicht einer doppelt so hohen Erfolgsquote im Vergleich zu medikamentös unbehandelten Studienteilnehmern. Wobei diese Studie die schwächste Ausgangslage besaß. Realistischere Studien weisen auf eine bis zu 36% höhere Erfolgsrate hin. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen.

Der anfängliche Wille zählt am meisten. Hören Sie noch heute auf, wozu rauchen Sie denn?

Experten empfehlen die gleichzeitige Nutzung von Nikotinpflastern zur Depotversorgung über den ganzen Tag hinweg und bei akutem Verlangen die zusätzliche Nutzung einer Nikotinpastille, eines Nikotininhalators oder der bekannten Nikotinkaugummis. Neu auf dem Markt erhältich sind auch Inhalatoren, bei denen das Nikotin frei von Rauch- und weiteren Schadstoffen inhaliert werden kann.

Für welchen der drei akuten Helfer man sich entscheidet ist Geschmackssache. Von Experten als wichtig angesehen, wird hauptsächlich die Kombination von Dauerversorgung (Depot) und Akutversorgung bei plötzlichem Verlangen.

Wirksamkeit von Nikotinprodukten

Die Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien hängt im wesentlichen von der Motivation des Noch-Rauchers zusammen. Der Wille mit dem Rauchen aufzuhören muss vorhanden sein. Meines Erachtens nach helfen die Ersatzpräparate dabei den körperlichen Entzug (Zittern, Heißhungerattacken etc.) zu bremsen bzw. teilweise sogar gänzlich zu stoppen.

Diese Linderung der Entzugserscheinungen hilft vielen Menschen, die den Wunsch haben mit dem Rauchen von konventionellen oder auch E-Zigaretten aufzuhören. Wenn der anfängliche Wille, die Motivation das Rauchen endgültig aufzugeben da ist, so können Nikotinsprays, Nikotinpflaster und Co. ein sehr hilfreiches Mittel sein den eigenen Körper bei der Rauchentwöhnung zu unterstützen und haben sich in der Praxis als hochwirksam erwiesen.

Besonders wichtig ist hierbei auch die entsprechende Dosierung. Ich bin immer davon ausgegangen dass es unterschiedlich starke Nikotinpflaster geben muss. Dem sind die Hersteller mittlerweile nachgekommen und bieten auch extrem hochdosierte Nikotinpflaster und Sprays an.

Meine These in Bezug auf den Zusammenhang Dosis / Wirksamkeit wird auch von anderen Medien geteilt. So schreibt z.B. das deutsche Ärzteblatt:

„Starke Raucher sollten ein Nikotinkaugummi mit höherer Dosis (vier Milligramm Nikotin) verwenden. Es war in den Studien häufiger erfolgreich als ein Kaugummi mit zwei Milligramm Nikotin. Auch beim Nikotinpflaster gibt es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Pflaster mit 25 Milligramm oder 21 Milligramm Nikotin erzielten eine höhere Abstinenzrate als Nikotinpflaster mit 15 Milligramm oder 14 Milligramm Nikotin, wobei die Unterschiede nicht in allen Studien signifikant waren.“

Quelle: Ärtzteblatt.de

Auch die Publikation der Lungenärzte im Netz bestätigt meine Theorie zur Dosierung und gibt sogar noch genauere Dosierungsempfehlungen ab:

„Sinnvoll i.d.R. ab einem Konsum von 10 Zigaretten pro Tag. Vorzugsweise bei Rauchern mit einem regelmäßig über den Tag verteilten Tabakkonsum. Die Anfangsdosierung sollte im Regelfall (Konsum von ca. 20 Zigaretten pro Tag) mit der höchsten Pflasterstärke erfolgen, nach 4 Wochen kann eine erste Reduktion, nach weiteren zwei Wochen die nächste Reduktion der Pflasterstärke erfolgen“

Quelle: Lungenaerzte-im-netz.de

Extrem Hochdosierte Depotprodukte bzw. Nikotinpflaster mit hohem Nikotingehalt

Nikotinell Nikotinpflaster mit 52mg sehr hoch dosiertes nikotin pflasterDieses Depotpflaster hat die höchste in Deutschland erhältliche Nikotinkonzentration und ist deshalb sowohl für mittelstarke als auch für Starke Raucher nutzbar. Im Vergleich mit niedrig dosierteren Präparaten ist die Erfolgsquote höher. Leider gibt es nicht viele Alternativen zum Nicotinell 52mg Pflaster, alle anderen Pflaster haben geringere Nikotinkonzentrationen, weshalb an diesem Markenprodukt kaum ein Weg vorbei geht.

Hochdosierte Nikotinversorger bei akutem Verlangen

Nikotin Inhaler mit 15mg DosierungÄhnliches gilt für den Nicorette Inhaler, von einer Konkurrenzfirma entwickelt ist der Inhaler das passende Kombipräparat mit dem man den unter Depot-Nikotinersatzprodukten auftretenden Suchtdruck, also das plötzliche Verlangen nach mehr Nikotin stillen kann. Durch das Funktionsprinzip des Inhalers, kann dieser wie eine Zigarette genutzt werden. Man setzt an und inhaliert. Dadurch wird sowohl der Verhaltenstrieb des an den Mund führens beim Rauchen imitiert als auch das plötzliche auftretende Verlangen nach Nikotin gestillt.

Diese beiden Produkte bieten meiner Einschätzung nach die höchste Wirksamkeit in Kombination miteinander. Die Studienlage bestätigt dies, unabhängig vom Hersteller, anhand der Konzentrationsstärke des Wirkstoffes.

Hochdosierte Nikotin-Kaugummis als Akuttherapie

Nikotinkaugummi mit 4mgKaugummis mit mehr als 4mg Nikotin sind in Deutschland nicht zugelassen. Sie stellen die Höchstdosierung dar. In Studien haben sich die 4mg jedoch als ausreichend wirksam genug erwiesen. Das sieht auch das Cochrane Institut so und stützt damit meine These: „Es gibt Evidenz mit hoher Vertrauenswürdigkeit dafür, dass Kombinations-Nikotinersatztherapien besser funktionieren als eine einzige Form von Nikotinersatztherapie, dass höher dosierter Nikotinkaugummi besser funktioniert als niedriger dosierter Kaugummi und dass es keinen Unterschied in der Wirkung zwischen verschiedenen Arten von Nikotinersatztherapie (wie Kaugummis oder Lutschtablette) gibt“ Quelle: Lindson N, Chepkin SC, Ye W, Fanshawe TR, Bullen C, Hartmann-Boyce J. Wichtig scheint einzig und allein die Kombinationstherapie (Akut- und Depotwirkung) in Zusammenhang mit einer hohen Dosierung.

Weitere rezeptfrei erhältliche Präparate zur Raucherentwöhnung:

Es gibt noch eine Reihe weiterer Nikotinersatzprodukte, ich weiss allerdings nicht ob alle davon auch zugelassene Medizinprodukte sind. Die oben genannten sind definitiv zugelassen. Trotzdem sind auch die anderen Ersatzpräparate interessant. Hier muss der Anwender im Einzelfall entscheiden und sich das Produkt genau ansehen.

Die Bewertungen der Nutzer lassen aber meiner Meinung nach eine ganz gute Einschätzung bezüglich der Wirksamkeit von Nikotinersatzpräparaten zu, die auf echten Nutzererfahrungen basieren. Aus Komfortgründen verlinke ich hier einfach mal eine Übersicht:

Bewertungen von Nikotinersatzpräparaten ansehen (Amazon)

Übersicht erhältlicher Nikotinersatzpräparate aus der Apotheke
Zur Verfügung gestellt mit freundlicher Unterstützung der Apotheke Zur Rose.

Anhand dieser Produktübersicht kann sich ein jeder Mensch selbst ein Bild davon machen, welche Produkte für ihn oder sie in Frage kommen. Die erhöhte Wirksamkeit von Nikotinprodukten was das Rauchen aufgeben anbelangt, ist jedenfalls durch die Studienlage erwiesen worden. Nichtsdestotrotz werden einem diese Produkte nicht weiterhelfen, wenn man ein extrem Willensschwacher Mensch ist oder die Motivation das Rauchen aufzugeben nur vorgetäuscht und gar nicht reell vorhanden ist. Dessen muss sich jeder bewusst sein.

Diese Produkte sind in Deutschland nicht ohne Rezept erhältlich

Nikotinnasenspray
Das Nikotinnasenspray wirkt blitzschnell und wird direkt in den Blutkreislauf aufgenommen. Das tückische daran, durch den Nikotinkick besteht eine erhöhte Suchtgefahr. Zur Entwöhnung mit Hilfe dieser Sprays muss der Patient deshalb extrem willensstark und verantwortungsbewusst sein. Nicht nur die Nikotinabhängigkeit kann gefördert werden, generell sind häufig angewandte Nasensprays problematisch zu betrachten.

Sie geben den Nasenschleimhäuten Feuchtigkeit weshalb diese von sich aus weniger Wasser einlagern bzw, die Oberfläche der Nasenschleimhäute feucht halten. Dadurch entsteht ein Rebound-Effekt. Wirkt die Nase trocken wird schnell nachgesprüht, auf lange Sicht wird die Nase dadurch jedoch noch trockener und anfälliger für Krankheitserreger wie Bakterien und Viren, die nun leichtes Spiel haben durch die angegriffene Nasenschleimhaut zu dringen.

In Kombination mit einer Nikotingabe über ein solches Spray, potenziert sich m.E. diese unerwünschte Wechselwirkung. Nicht umsonst werden diese Sprays nur nach sorgfältiger Beratung und Aufklärung über die Risiken  von einem Arzt verschrieben. Ich rate entscheidend von den Nasensprays ab, die oben genannten Produkte sind m.E. in jedem Fall die bessere Alternative!

Nebenwirkungen Nikotinersatz Therapie

Mögliche Nebenwirkungen bei Kaugummis und Sprays, Inhalatoren sind:

  • Selten: Reizungen der Mundschleimhaut
  • Selten: Wunde Stelle im Rachenraum
  • Selten: Schluckauf
  • Selten: Magenverstimmungen

Mögliche Nebenwirkungen von Nikotinpflastern sind:

  • Selten: Hautreizungen

Generelle Nebenwirkungen der Nikotinersatztherapie

  • Sehr Selten: Herzklopfen, 1 von 100 Personen bekam diese Nebenwirkung. Ernsthafte Auswirkungen auf Herz- und Kreislaufsystem sind jedoch nicht beobachtet worden.

Ernsthafte Nebenwirkungen sind erfahrungsgemäß nicht zu erwarten. Im Vergleich mit anderen Medikationen sind Nikotinprodukte sehr Nebenwirkungsarm. Die meist harmlosen Nebenwirkungen treten nur bei wenigen Patienten auf, weshalb fast alle Produkte dieser Kategorie auch Rezeptfrei erhältlich sind.

Nikotinersatz Produkte in der Schwangerschaft?

Es gibt ganz wenig Studien die einen Hinweis auf die Auswirkungen einer Nikotinersatztherapie auf Schwangere Frauen oder stillende Mütter belegen. Die Evidenzlage ist äußerst gering. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Nikotinersatztherapie in der Schwangerschaft geringere Folgen habe als weiter zu Rauchen. Andere Wissenschaftler sehen die generell schädigende Wirkung von Nikotin auf die Entwicklung ungeborenen Lebens im allgemeinen als zu kritisch an. Aus meiner Sicht sollten schwangere Frauen jegliche Intoxikation mit Nikotin unterlassen.